Deutsche Gamer sind die stressresistentesten der Welt. Aber es gibt einen Haken
Eine globale Studie mit 24.000 Spielern aus 21 Ländern räumt mit Mythen über Videospiele auf und zeigt überraschende Unterschiede zwischen den Ländern
Wer sind die deutschen Gamer?
Vergessen Sie das Klischee vom einsamen Teenager im dunklen Zimmer. Der durchschnittliche deutsche Gamer ist 41 Jahre alt, und Frauen und Männer sind unter den Spielern gleichmäßig vertreten (je 50%). Sie spielen auf Smartphones (52%), Computern (26%) und Konsolen (19%), und ihre Lieblingsgenres sind Puzzle, Action und Simulationen.
Deutsche spielen, um nicht verrückt zu werden
Hier wird es interessant. Als deutsche Gamer gefragt wurden, warum sie spielen, waren die Antworten überraschend... praktisch:
- 68% spielen zum Stressabbau – das ist der niedrigste Wert weltweit. Zum Vergleich: In Nigeria antworteten so 82%, in Mexiko 83% und in Südafrika 91%
- 59% wollen ihren Verstand scharf halten
- Nur 51% spielen einfach zum Spaß
Es stellt sich heraus, dass Deutsche Spiele wie Medizin behandeln, die man bei Bedarf einnimmt, und nicht als Unterhaltung. Dies steht im krassen Gegensatz zum globalen Trend, wo 78% der Spieler in erster Linie Vergnügen suchen.
Die Nachbarn spielen anders
Polen (78% spielen zum Stressabbau) und Frankreich (67%) liegen näher am weltweiten Durchschnitt. Schweden mit seinen 66% erwies sich als noch zurückhaltender als Deutschland.
Interessante Tatsache: In Italien bevorzugen 59% der Spieler mobile Geräte – fast wie in Deutschland. Aber die Italiener sind viel emotionaler: 71% sagen, dass Spiele sie glücklicher machen (in Deutschland – 57%).
Videospiele als Antidepressivum
Die globale Studie zeigte, dass die meisten Spieler Videospiele nicht nur als Unterhaltung betrachten:
- 80% sagen, dass Spiele Stress abbauen
- 73% fühlen sich glücklicher
- 70% sind weniger ängstlich
- 64% fühlen sich weniger einsam
Deutsche Werte: 68%, 57%, 41% und 51% entsprechend. Deutsche sind am skeptischsten, wenn es darum geht, ob Spiele bei Angstzuständen helfen (nur 41% gegenüber 70% im weltweiten Durchschnitt).
Gamer unterrichten Kinder und fördern Karrieren
54% der deutschen Eltern geben an, dass gemeinsames Spielen ihre Beziehung zu ihren Kindern verbessert hat. Das ist eine solide Zahl, aber bei weitem kein Rekord: In Indien denken so 96% der Eltern, in Brasilien – 89%.
Was professionelle Fähigkeiten betrifft, glauben Deutsche, dass Spiele entwickeln:
- Kreativität (77%)
- Kritisches Denken (71%)
- Kognitive Fähigkeiten (74%)
Überraschende Tatsache: 54% der deutschen Gamer glauben, dass Spiele sich positiv auf ihre Karriere oder Ausbildung ausgewirkt haben. Der weltweite Durchschnitt liegt bei 64%, also sind Deutsche auch hier zurückhaltender.
Einzelgänger oder Gesellschaftsspieler?
Deutsche bevorzugen es, alleine oder mit Freunden online zu spielen:
- 48% spielen mindestens einmal im Monat zusammen mit anderen (persönlich)
- 27% spielen mit Freunden online
Zum Vergleich: In Brasilien spielen 72% persönlich mit jemandem, in China – 75%, und in Südafrika – ganze 76%. Selbst Briten (55%) und Franzosen (54%) sind beim Gaming sozialer als Deutsche.
Die Wissenschaft bestätigt: Spiele sind nicht böse
Die Studie stützt sich auf Dutzende wissenschaftlicher Arbeiten, die den Nutzen von Videospielen belegen:
- Kinder entwickeln Problemlösungsfähigkeiten, verbessern Gedächtnis und räumliches Denken
- Ältere Menschen reduzieren Depressionssymptome durch aktive Spiele (z.B. Wii Tennis)
- Medizinstudenten mit Shooter-Erfahrung zeigen bessere Ergebnisse bei Roboterchirurgie-Simulatoren
- Veteranen nutzen Spiele zur Wiederherstellung der psychischen Gesundheit
Eine Studie der Universität Oxford aus dem Jahr 2024 zeigte: Menschen fühlen sich nach dem Spielen besser als nach dem Fernsehen, Lesen oder Einkaufen.
Fazit
Deutsche Gamer sind pragmatische, zurückhaltende und etwas einsame Spieler, die in Videospielen ein Werkzeug für das Gehirntraining sehen und nicht eine Quelle der Freude. Sie glauben am wenigsten auf der Welt daran, dass Spiele Angstzustände lindern, und ziehen es vor, alleine zu spielen.
Weltweite Gamer sind emotionaler, sozialer und geben offen zu, dass Spiele sie glücklicher machen und ihnen helfen, mit Lebensschwierigkeiten umzugehen.
Vielleicht sollten Deutsche von Brasilianern, Nigerianern oder Südafrikanern lernen, sich zu entspannen und mehr Freude an Spielen zu haben. Oder vielleicht wird sich der deutsche Ansatz "Spiele als Werkzeug" langfristig als nachhaltiger erweisen?
Eines ist klar: Videospiele sind schon lange nicht mehr nur Unterhaltung. Sie sind ein mächtiges Werkzeug für Sozialisierung, Lernen, Wiederherstellung der psychischen Gesundheit und Entwicklung beruflicher Fähigkeiten. Und 24.000 Spieler aus 21 Ländern bestätigen dies.
Die Studie "Power of Play 2025" wurde von AudienceNet durchgeführt, die 24.216 aktive Gamer im Alter von 16+ Jahren aus 21 Ländern auf sechs Kontinenten befragt haben.