Heidelberg setzt auf 3D-Druck im Wohnungsbau

Von Paul Schmitt | heute, 17:26
Erstes 3D-gedrucktes Einfamilienhaus in Beckum: Zukunft des Bauens? 3D-gedruckte Einfamilienhaus in Beckum. Quelle: peri3dconstruction.com

In Heidelberg entsteht gerade etwas, das viele zwar als Zukunftsmusik kennen — aber hier ist es echt: drei Wohngebäude, gedruckt. Ja, mit Beton, Layer für Layer, direkt auf der Baustelle.

Das ist kein reines Show-Projekt mehr. Es ist ein Moment, bei dem die Baubranche plötzlich zurückschauen wird und sich denkt: Hatt’ ich das kommen sehen

Vision & Technik

Viktor Mechtcherine, Bauingenieur an der TU Dresden, redet gern Klartext: Wer heute noch auf rein traditionelle Bauweisen setzt, übersieht das, was kommt. Mechtcherine glaubt daran, dass automatisiertes, digitales Bauen — Beton-3D-Druck, Hybridverfahren — in Wohnungsbau und Architektur bald der Standard sein wird. Seit 2014 arbeitet sein Team an genau solchen Verfahren.

Bei dem Heidelberger Projekt steckt hinter den Kulissen Korte Hoffmann Gebäudedruck. Ihr Ziel: Nicht nur einmal drucken, sondern Serienfertigung etablieren. Die rechtlichen Hürden, sagen sie, sind schon größtenteils genommen. (Manche Genehmigungen gehen als „Zustimmung im Einzelfall“ durch.)

Schon 2020 brachten sie in Beckum Deutschlands erstes gedrucktes Wohngebäude zustande. Jetzt skalieren sie.

Heidelberg als Druck-Hotspot

Heidelberg hat sich blitzschnell auf die Karte gesetzt: Das Wavehouse — ein wellenförmiges Rechenzentrum — wurde 2023 gedruckt, und in 170 Stunden war der Rohbau fertig.

Und jetzt beim Projekt DREIHAUS (ja, Name mit Absicht) geht’s richtig los: Mehrfamilienhäuser, modulare Einheiten, Druckprozesse, die simultan laufen — druckende Wand, daneben schon die Decke betoniert.

Laut Hersteller sollen solche Häuser etwa 30 Prozent schneller stehen und etwa 10 Prozent günstiger sein als konventioneller Bau.

Kosten, Klima, Zukunft

Der Reiz liegt nicht nur in Geschwindigkeit. Kostenreduktion, Nachhaltigkeit — das sind die Karten, mit denen man jetzt spielt. In Heidelberg verwendet man sogenanntes evoZero-Zement, ein Material mit CO₂-Abscheidung und -Speicherung, um den Fußabdruck zu verringern.

Das spezielle 3D-Druckmaterial kann recycelt werden. In vielen Fällen verspricht man: ~ 55 % CO₂-Ersparnis im Vergleich zu normalem Portlandzement (das war auch in deinem Ausgangstext).

Dr. Fabian Meyer-Brötz von PERI spricht schon vom Kipppunkt: Wenn gedrucktes Bauen günstiger ist als klassisches Bauen — dann kippt alles.

Und Mechtcherine? Er sagt: “Digitalisierung und Automatisierung sind keine Option mehr — sie sind überfällig.” Es gibt Probleme: Fachkräftemangel, hohe Baukosten, Qualitätsfragen — all das muss man mitdenken.

Vielleicht druckt man demnächst nicht nur Möbel, sondern ganze Städte. Wer weiß?